Eisenach. "Weiterhin akut gefährdet" sind nach Ansicht des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Biotope im Bereich des ehemaligen Grenzstreifens. "Das Grüne Band ist in Gefahr", heißt es in einer Presseerklärung, die der Landesverband Thüringen des BUND heute veröffentlicht hat. Darin übt der Umweltverband heftige Kritik an dem "fehlenden Engagement" der Thüringer Landesregierung und der Bundesregierung.
"Während die Schutzgebietsausweisung in Thüringen nur schleppend vorankommt und bislang nur rund zehn Prozent der schützenswerten Flächen endgültig anerkannt sind, werden gleichzeitig immer mehr der wertvollen Biotope durch den Sand-und Kiesabbau, den Neubau von Straßen und Gewerbegebieten und vor allem durch die landwirtschaftliche Nutzung zerstört. Hier drohen sowohl ein ökologischer als auch ein ökonomischer Skandal", schätzt Frank Henkel, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Thüringen, die Situation ein.
"Überall im Lande bemühen sich Bürger, Gemeinden, Naturschutzverbände und zunehmend auch Fachbehörden mit großem Engagement und Steuermitteln, in der ausgeräumten Agrarlandschaft wieder neue Hecken, Tümpel, Gehölze und Brachen anzulegen, während die zuständigen Behörden, insbesondere das Bundesvermögensamt, gleichzeitig tatkräftig mithelfen, die Zerstörung des Grünen Bandes voranzutreiben." Es sei "agrarpolitischer Wahnsinn", einerseits bundesweit viele tausend Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche – so auch im Thüringer Becken – stillzulegen und andererseits die seit über 40 Jahren nicht mehr genutzten, wertvollsten Brachflächen neu umzupflügen.
Der BUND betont, daß sowohl das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt als auch das Bundesumweltministerium beim Umgang mit staatlichen Flächen dem gesetzlichen Naturschutzauftrag besonders verpflichtet seien. Speziell in Thüringen mit dem größten Anteil am insgesamt etwa 1400 Kilometern langen ehemaligen Todesstreifen sei das Grüne Band eine national bedeutsame Biotopverbundachse, in der viele vom Aussterben bedrohte Tier-und Pflanzen arten ein letztes Refugium gefunden haben. Die Bundesregierung habe sich wiederholt für den Schutz des Grünen Bandes ausgesprochen, jetzt sei es höchste Zeit, daß sowohl die Bundesumweltministerin Merkel als auch der Thüringer Umweltminister Dr. Sklenar endlich handelten und die Unterschutzstellung vorantrieben.
Der BUND hatte bereits im vergangenen Jahr – dem "Europäischen Naturschutzjahr" – vorgeschlagen, den ehemaligen Grenzstreifen als langfristige Dauerbrache in das bundesweit laufende Flächenstillegungsprogramm aufzunehmen, um somit nicht nur dem Überleben vieler Rote-Liste-Arten, sondern auch dem Erhalt des Grenzstreifens als Denkmal des einst geteilten Deutschlands Rechnung zu tragen. Nun sei es an der Zeit, diese längst überfälligen Forderungen endlich in die Tat umzusetzen.