Kassel. Auch neun Jahre nach Einführung der EG-Wasserrahmenrichtlinie werden noch immer über 450 Kilometer Flusslauf von Werra und Weser durch die Salzeinleitungen aus der Kaliindustrie massiv geschädigt. Da mehrfach behauptet wurde, andere Belastungen seien am schlechten Zustand der Werra schuld, haben u. a. das „Büro am Fluss Lebendige Weser“ und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im vergangenen Jahr ein Gutachten in Auftrag gegeben. Darin belegt der Gutachter Falko Wagner vom Institut für Gewässerökologie und Fischereibiologie Jena (IGF) eindeutig den Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Artenvielfalt und der Salzeinleitung in die Werra.
Wagner: „Die Salzbelastung ist hauptverantwortlich für den schlechten ökologischen Zustand der Werra. Bei unseren aktuellen Untersuchungen des Makrozoobenthos fanden wir oberhalb der Salzeinleitungen zwischen 30 und 60 Arten, unterhalb von Gerstungen weniger als zehn Arten.“ Die dortige Lebensgemeinschaft in der Werra würde zudem von nur zwei ortsfremden Salzwasserorganismen dominiert.
Der BUND ruft die Behörden dazu auf, Grenzwerte für die eingeleiteten Salze neu festzusetzen, die schnellstmöglich, mindestens aber bis 2015 in Werra und Weser die Wiederansiedlung einer natürlichen Artenvielfalt ermöglichen. Auch die Verpressung von Salzabwässern in den Untergrund müsse umgehend gestoppt werden.
Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger appellierte an die Verantwortung des Unternehmens Kali und Salz (K+S): „Wer als global player weltweit Profite macht, darf dies nicht auf Kosten der Umwelt tun. Alle denkbaren technischen Möglichkeiten einer umweltgerechten Kaliproduktion müssen ausgeschöpft werden. Spätestens bis zum Jahr 2020 müssen alle Salzeinleitungen vollständig gestoppt werden.“
Karsten Otte von der Stiftung für die Natur Ravensberg: „Die Behörden in Thüringen und Hessen müssen die dramatischen Auswirkungen der Salzeinleitungen in die Werra bei der Neufestsetzung der Grenzwerte, die in den Jahren 2009 und 2012 anstehen, berücksichtigen und ihre Gewässerpolitik auf den Schutz der Artenvielfalt ausrichten.“ Hierbei müsse auch der Runde Tisch „Gewässerschutz Werra/Weser und Kaliproduktion“, der seit einem Jahr an dem Thema arbeite, einbezogen werden.