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Junge Wildkatzen im Wald lassen

03. April 2024 | Wildkatze

  • Im Frühjahr sind Jungtiere der Europäischen Wildkatze in Wäldern unterwegs
  • Verwechslungsgefahr mit ausgesetzten grau-getigerten Hauskätzchen ist groß
  • Richtige Betreuung der Jungtiere ist aufwändig und kann nur von Profis erfolgen

Es ist wieder soweit: In viele Wäldern Deutschlands tummeln sich aktuell Jungtiere der Europäischen Wildkatze. Jedes Frühjahr wiederholt sich jedoch ein fataler Fehler: Spaziergängerinnen und Spaziergänger treffen im Wald auf diese kleinen grau-getigerten Kätzchen und halten sie versehentlich für ausgesetzte Hauskatzen. Sie nehmen die scheinbar verlassenen Jungtiere mit, obwohl sich diese in den meisten Fällen in keiner Not befinden. Oft ist ihre Mutter nur auf Mäusejagd. So beginnt eine schwerwiegende Odyssee für die jungen Wildkatzen, die sogar zum Tod der kleinen Kätzchen führen kann. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt deshalb davor, die kleinen Wildkatzen mit nach Hause zu nehmen.

Thomas Mölich, Leiter des Projektes „Wildkatzen – Vorsicht Verwechslungsgefahr!“ beim BUND Thüringen: „Die Europäische Wildkatze ist ein gefährdetes Wildtier und steht unter Artenschutz. Die Mitnahme von Wildkatzen und ihren Jungtieren aus dem Wald ist daher verboten. Wildkatzen lassen sich nicht zähmen und reagieren sehr empfindlich gegenüber handelsüblichem Katzenfutter, Medikamenten, diversen Katzenkrankheiten und sollen deshalb keinesfalls mit nach Hause genommen werden. Daheim oder in Tierheimen können die Jungkatzen schnell sterben.“

Aufwand für Wildtier-Auffangstationen enorm

Die Wildkatzenjungtiere müssen von Fachleuten in speziellen Einrichtungen betreut werden. Meistens übernehmen Wildtierauffangstationen oder Expert*innen in Tierarztpraxen diese Aufgaben. Für die meist ehrenamtlich arbeitenden Menschen können im Frühjahr die vielen aus dem Wald entnommenen Kätzchen zu einer großen Herausforderung werden.

Friederike Scholz, Projektleiterin beim BUND-Bundesverband: „Die Wildkatzenfachleute leisten unglaubliche Arbeit. Die richtige Versorgung, Aufzucht und Wiederauswilderung einer Wildkatze kostet die ohnehin oft überlasteten Wildtierstationen viel Arbeit, Zeit und auch Geld. Durchschnittlich 3.000 Euro und 165 Stunden Arbeitszeit kann pro Jungtier angesetzt werden*. Vorausgesetzt, dass das Kätzchen die Trennung von seiner Mutter überhaupt überlebt und später wieder in die freie Wildbahn ausgewildert werden kann. Indem gesunde, graugetigerte Kätzchen im Wald belassen werden, ersparen wir den Tieren unnötiges Leid und entlasten die Wildtierauffangstationen.“

Da es in der Praxis jedoch leider immer wieder zur Mitnahme von jungen Wildkatzen kommt, bietet der BUND eine Schulung für Mitarbeitende von Wildtierauffangstationen und Tierarztpraxen an, in der über den richtigen Umgang mit Wildkatzen und ihren Jungtieren informiert wird. Diese findet am 22. April 2024 von 18 bis 20 Uhr online statt. Eine Anmeldung ist unter diesem Link möglich.

Hilfe bei der Unterscheidung zu Hauskatzen und Notfalltelefon

Der BUND klärt zur Verwechslungsgefahr auf und vermittelt Nothilfe, falls unklar ist, ob eine Wildkatze tatsächlich Hilfe braucht oder doch versehentlich eine Jungkatze aus dem Wald entnommen wurde. Kurze BUND-Videos und Infomaterialien zeigen die wichtigsten Unterschiede zwischen Wild- und Hauskatzen auf. Außerdem bietet der BUND einen ausführlichen Handlungsleitfaden an. Dieser hilft Wildkatzen zu erkennen und im Notfall die richtigen Schritte einzuleiten. Notfalltelefon im Wildkatzendorf Hütscheroda: Täglich von 10 bis 18 Uhr erreichbar unter: 036254 / 86 51 80

*Angaben der Wildtier- und Artenschutzstation e.V. Sachsenhagen

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