Ernstroda. 09.08.2018. Erstmalig haben der BUND Thüringen, der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) und der NABU Thüringen gemeinsam mit dem Thüringer Bauernverband (TBV) zwei „Natura 2000-Landwirte“ prämiert. Die beiden Landwirtschaftsbetriebe TZG Ernstroda und die Schäferei Silvia Lützelberger erhielten die Anerkennung.
„Ein kooperativer Ansatz ist das Erfolgsrezept zum Erhalt unserer Kulturlandschaften, wie ihn die deutschen Landschaftspflegeverbände seit über 30 Jahren praktizieren. Mit der Prämierung von Natura 2000-Landwirten machen wir deutlich, dass sich Naturschutz und Landwirtschaft ergänzen. Diese Zusammenarbeit ist sowohl naturschutzfachlich als auch betriebswirtschaftlich lohnend“, so Florian Meusel, stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL).
„Die Preisträger stehen für ein großes Engagement und hohen persönlichen Einsatz. Dabei bewirtschaften sie ihre Flächen naturverträglich, tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt in den Natura 2000-Gebieten bei. Mit der Prämierung möchten wir auch andere Landwirte anregen, es ihnen gleich zu tun“, ergänzt Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. „Die Thüringer Landwirte sind immer bereit, ihren Beitrag zum Wohle der Umwelt zu leisten. Wir müssen aber den Umweltschutz stets mit der Wirtschaftlichkeit verbinden, weshalb gute Förderprogramme bei der Umsetzung sehr helfen können“, so die Einschätzung von TBV-Präsident Dr. Klaus Wagner.
Die TZG Ernstroda nimmt für die Schaffung neuer Laichgewässer den Verlust von Produktionsflächen in Kauf und bietet dem europäisch geschützten Kammmolch einen Lebensraum. Die Schäferei Silvia Lützelberger pflegt seit Mitte der 90er Jahre zahlreiche Flächen mit Schafen und Ziegen und trägt somit zum Erhalt wertvoller Trockenlebensräume bei.
„Vorschläge für Landwirte haben wir aus den Natura 2000-Stationen erhalten. Die zahlreichen Anregungen zeigen, dass die Stationen gut mit den Kollegen aus der Landwirtschaft zusammenarbeiten, um Natura 2000 bestmöglich umzusetzen“, sagte Martin Schmidt, Landesvorsitzender des NABU Thüringen.
Die Idee, landwirtschaftliche Betriebe als „Natura 2000-Landwirt“ auszuzeichnen, wurde vom Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen entwickelt. Es werden jährlich zwei Natura 2000-Landwirte prämiert. Die Vorschläge aus den Natura 2000-Stationen werden von einer Jury, bestehend aus den Umweltverbänden, dem Kompetenzzentrum und dem Bauernverband, bewertet. Ziel ist es, die Leistung der Landwirte für die Umsetzung der Ziele von Natura 2000 in den Vordergrund zu rücken, um die Akzeptanz auch bei anderen Kollegen zu steigern.
Mit dem Netzwerk Natura 2000-Stationen leistet Thüringen seinen Beitrag zur Erhaltung des europäischen Naturerbes. Zum Netzwerk gehören elf Natura 2000-Stationen und das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen, das die Arbeit der Stationen gemeinsam mit dem Umweltministerium koordiniert. Natura 2000 ist das größte, länderübergreifende Schutzgebietssystem der Welt.
Hintergrund:
Seit 2016 sind mit Unterstützung der Landesregierung elf Natura 2000-Stationen in Thüringen aktiv. Die Stationen tragen aktiv dazu bei, Maßnahmen für den Erhalt der europäisch geschützten Arten und Lebensräume (Natura 2000) zu planen und umzusetzen. Die Arbeit der Stationen wird durch das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) koordiniert. Viele Arten und Lebensräume in der Thüringer Kulturlandschaft sind abhängig von einer naturnahen Landnutzung, daher ist die Zusammenarbeit der Natura 2000-Stationen mit den ansässigen Landwirten essentiell für eine erfolgreiche Arbeit. Als Träger des Kompetenzzentrums fungieren der BUND Thüringen, der DVL und der NABU Thüringen.