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Naturschutz ist Hochwasserschutz: Auen in Thüringen wiederbeleben

03. Januar 2024 | Flüsse & Gewässer

Die aktuellen dramatischen Bilder vom Hochwasser, nicht nur in Thüringen, zeigen uns einmal mehr, dass es höchste Zeit ist, umzudenken. Gesperrte Bahnstrecken und Landstraßen, evakuierte Ortschaften und überflutete Häuser – ein weitgehend von Menschen verursachtes Hochwasserchaos. Der BUND Thüringen fordert angesichts der prekären Lage, den Flüssen endlich wieder den Raum zu geben, den sie brauchen, um natürlichen Hochwasserschutz zu betreiben. Das stärkt die Widerstandskraft der Landschaft, erhöht den natürlichen Wasserrückhalt und hilft der Biodiversität.  

„Wir haben unsere Flüsse in den vergangenen Jahrhunderten in ein enges Korsett gezwängt, eingedeicht und natürliche Retentionsräume zugebaut. Der technische Hochwasserschutz stößt an seine Grenzen. Das wird uns nun immer häufiger zum Verhängnis, denn durch den Klimawandel werden dramatische Hochwassersituationen immer häufiger und treten nicht mehr nur alle 100 Jahre auf“, konstatiert Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen.

Ziel muss es sein, gewässertypische Entwicklungskorridore mit natürlichen Auen und zugehörigem Auwald zu etablieren, wie sie die Natur einst vorgesehen hat. In Thüringen, wo 80 Prozent der Gewässer in keinem guten Zustand sind, gibt es kaum noch natürliche Auen. Gerade diese sind aber für einen natürlichen Hochwasserschutz unerlässlich. Flüsse brauchen Raum zum „Atmen“ – also die Möglichkeit, mit dem Ufer und der Aue in Wechselwirkung zu treten. Das Wasser kann sich im Idealfall auf angrenzende Flächen ausbreiten und ansammeln. Von dort aus kann es gedrosselt abfließen. So werden die Hochwasserereignisse entzerrt. Ein elementarer Mechanismus, um in Zukunft eine Überlastung unseres Systems zu verhindern. Nichts anderes wurde vor kurzem im Kyffhäuserkreis gemacht, indem Deiche geschlitzt wurden, um dem Wasser mehr Retentionsraum zu geben.

Bund und Freistaat sind aufgefordert, Flächen zu kaufen oder zu tauschen, um diesen Raum auch tatsächlich zur Verfügung zu stellen. „Rechnet man die Kosten der bundesweiten Hochwasserschäden allein von 2002 und 2013 auf, kommen 20 Milliarden Euro zusammen. Geld, das in Flächenkauf oder
-tausch deutliche besser und vor allem nachhaltiger angelegt wäre“, so König.

Zudem muss der Ackerbau in unseren Auen beendet werden. „Es kann nicht sein, dass wertvoller Oberboden regelmäßig weggespült und dann wieder auf die Felder gekippt wird, nur um ihn in ein paar Jahren erneut wegschwimmen zu sehen. Das ist nicht nur ökologischer, sondern auch ökonomischer Unfug“, betont König. Auch hier gilt: Der Bund und das Land müssen Flächen kaufen oder tauschen, um die intensive Landwirtschaft in den wenigen verbliebenen sowie zukünftigen Auen zu unterbinden.

„Das sind dicke Bretter, die in den nächsten Jahrzehnten gebohrt werden müssen. Aber es ist der einzig richtige Weg, um Hochwasserschäden zu minimieren und gleichzeitig die Voraussetzung für den Erhalt und die Verbesserung der biologischen Vielfalt in und an den Gewässern zu schaffen. Denn Auen sind nicht nur natürlicher Hochwasserschutz, sondern auch gelebter Naturschutz. Wir fordern daher den Freistaat auf, dieses Thema anzugehen und mit der Flächenakquise zu beginnen“, endet König.

Unser Dank gilt den vielen Helfern, die gerade mit ihrem unermüdlichen Einsatz dazu beitragen, die Situation in den betroffenen Gebieten zu normalisieren und weitere Schäden abzuwenden. Wir wünschen allen Betroffenen viel Kraft für die kommende, herausfordernde Zeit.

 

Ansprechpartner:
Sebastian König, Landesgeschäftsführer BUND Thüringen, Tel.: 0361/5550312, s.koenig(at)bund-thueringen.de

Pressekontakt:
Anne Werner | Kerstin Neumann, Tel.: 0361 5550314, Mobil: 0176 13338564 oder 0176 13338510, presse(at)bund-thueringen.de

 

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