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Renaturierungsgutachten zeigt Chancen für ein grünes Lichtetal – Renaturierung kostengünstiger als offiziell prognostiziert

19. August 1999 | Naturschutz, Wälder, Lebensräume

Gutachten ist ein weiteres Argument gegen die Talsperre Leibis

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Thüringen e.V. (BUND Thüringen) und die BUNDstiftung David haben heute in Erfurt ein Konzept für die Renaturierung des durch den Bau der Talsperre Leibis bedrohten Lichtetales vorgestellt. In dem von Prof. Wolfgang Schmidt vom Institut für Waldbau der Universität Göttingen erstellten Gutachten wird in drei Szenarien aufgezeigt, wie sich das vor 5 bis 10 Jahren kahlgeschlagene Lichtetal in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte. Das von der BUNDstiftung David in Auftrag gegebene Gutachten widerspreche dem von Leibis-Befürwortern immer wieder vorgebrachten Argument eines ,,verlorenen Tales“, das nur noch überstaut werden könne, resümiert der BUND.

Prof. Wolfgang Schmidt prognostiziert, daß sich auf den ehemals kahlen Flächen langfristig auch ohne das Zutun des Menschen ein natürlicher und stabiler Mischwald entwickeln wird. Schon heute ist der größte Teil des Tales wieder bewaldet. Im Schutz eines dichten Birkenwaldes würden bald andere Baumarten wie Fichte und Buche emporwachsen. „Das Gutachten geht von drei möglichen Wegen der Renaturierung aus. Eines der Szenarien sieht eine Aufforstung nach forstwirtschaftlichen Gesichtspunkten vor. Das zweite ist ein Naturschutzkonzept mit intensiver Biotoppflege. Und das dritte Szenarium setzt auf Sukzession, also darauf, den Wald einfach wachsen zu lassen“, stellt Adrian Johst von der BUNDstiftung David den Inhalt vor.

Zudem bilanziere das Gutachten die Kosten der Renaturierung. Selbst die Realisierung des ersten und teuersten der drei Szenarien würde nur 2,5 Millionen DM kosten und läge damit weit unter den bisher von offizieller Seite prognostizierten Renaturierungskosten von 50 Millionen DM.

Die Kostenreduzierung resultiere unter anderem daraus, daß auf den Rückbau der Asphaltstraßen verzichtet werden könne. Das wieder grüne und sich wiederbewaldende Tal könne mit seiner Offenheit viele Besucher anlocken. Die Straßen könnten dann für eine sanfte Besucherlenkung genutzt werden.

,,Das Gutachten zeigt, daß das Lichtetal ohne die Talsperre nicht verloren ist, wie immer wieder behauptet wird. Die Wunden im Lichtetal heilen schneller als angenommen. Die Natur holt sich das Tal zurück. Wenn auf den Bau der unsinnigen Talsperre verzichtet wird, bleiben keine zerstörten Hänge zurück, sondern ein grünes Lichtetal mit Chancen für die ganze Region“, so Ralf-Uwe Beck, Landesvorsitzender des BUND Thüringen. Der BUND Thüringen mache sich dafür stark, den Wald im Lichtetal auf natürliche Weise wachsen zu lassen. Dies sei mit nur 120.000 DM die billigste Variante. Außerdem könne so die gewaltige Regenerationsfähigkeit der Natur miterlebt werden, was sowohl wissenschaftlich als auch touristisch interessant sei.
Das Gutachten entlarvt nach Ansicht des BUND, daß die Kosten bei einem Verzicht auf die Talsperre bisher künstlich hochgerechnet Worden seien. Mit dem Ausstieg aus dem ökologisch wie ökonomisch sinnlosen Talsperrenprojekt könne der Freistaat erhebliche Summen sparen. Der BUND fordere deshalb mehr denn je, auf das Dinosaurierprojekt aus DDR-Zeiten zu verzichten. 

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