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Trinkwasser in Gefahr: BUND fordert besseren Grundwasserschutz

06. Juni 2006 | Flüsse & Gewässer, Chemie

Erfurt. Am 28. April wird im Europaparlament eine neue Grundwasserrichtlinie beraten. Obwohl das Ziel des Grundwasserschutzes Konsens ist, gibt es eine Reihe von Anträgen, die den Schutz unserer Wasserressourcen unterlaufen würden.
Daher fordert der BUND die Europaabgeordneten des Freistaats Thüringen auf, sich für einen effizienten Grundwasserschutz stark zu machen. Dazu wurden am Dienstag in Weimar an die Mitarbeiter der EU-Abgeordneten Gabi Zimmer (PDS) und Dr. Dieter Lebrecht Koch (CDU) symbolisch je eine Flasche reines Wasser übergeben.

Etwa 2/3 unseres Grundwassers in Thüringen ist so stark belastet, dass es nicht direkt als Trinkwasser zu verwenden ist.
Der größte Teil davon ist durch diffuse Belastungen (vorwiegend Nitrat, aber auch Phoshor) aus der Landwirtschaft gefährdet. Augenfällig bei Betrachtung der Kartendarstellung ist die flächenmäßige Übereinstimmung der landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiete mit den bedrohten Grundwasserkörpern. Dabei wird der Grenzwert für Nitrat von 50 mg/Liter in einigen Regionen deutlich überschritten. Neben diesen Nährstoffbelastungen wird das Grundwasser auch durch Pestizide und Salz sowie punktuelle Belastungen z.B. durch Schwermetalle gefährdet.

Der angesetzte Grenzwert von 50 mg/l Nitrat gilt aus ökologischer Sicht als zu hoch.  Denn durch die hohe Nitratbelastung ist nicht nur das Ökosystem Grundwasser selbst betroffen. Nitrat kann aus dem Trinkwasser nur schwer eliminiert werden. Besonders Kleinkinder sind durch hohe Nitratmengen gefährdet, da es durch Bildung von Nitrit zu Vergiftungen führen kann. Aus diesem Grund liegt der Richtwert für Babynahrung bei 10 mg/l.
Starker Nährstoffeintrag in die Oberflächengewässer führt zu verstärkter Algenbildung, zur Sauerstoffzehrung im Gewässer, bei extremen Belastungen oder niedrigen Wasserständen können Fischsterben und Faulschlammbildung die Folge sein.
Die gesamte Stofffracht gelangt über die Flüsse in die Nordsee. Im letzten Gutachten des „Rates von Sachverständigen für Umweltfragen“ (SRU) werden daher Nitratwerte unterhalb von 8 Milligramm pro Liter in den der Nordsee zufließenden Flüssen gefordert, um die vorhandene Eutrophierung in der Nordsee zu verringern.

Eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft muss ökologisch ausgerichtet sein, um Schäden für Ökosystem und Menschen abzuwenden.
Neben der eigentlichen Bekämpfung der Ursachen wie unsachgemäßer Bewirtschaftung und Düngung in Flußauen kann auch die Anlage von Gewässerrandstreifen eine Pufferwirkung zum Gewässer hin haben. Diese Gewässerrandstreifen können bei einer Breite von 10-20m bis zu 20% des Stickstoffs und 50% des Phosphors zurückhalten. Obwohl das Thüringer Wassergesetz hier nur 10m Randstreifen bei Gewässern 1. Ordnung vorschreibt, wird selbst das oftmals nicht eingehalten.

Der BUND fordert:

  1. Berücksichtigung des Ökosystems im Grundwasser (hat eine entscheidende Funktion für die Reinigung des Grundwassers und damit für die gute Qualität unseres Trinkwassers).
  2. Unterstützung eines stärkeren Vorsorgeansatzes (Nachweispflicht, dass gegen alle problematischen Stoffe im Flusseinzugsgebiet effektive Massnahmen zur Verhinderung/ Begrenzung ihres Eintrages getroffen werden).
  3. Streichung der Landwirtschaftsklausel (Antrag 44 im Bericht des EP-Umweltausschusses), damit  besonders die Einträge aus der Landwirtschaft effektiv angegangen werden können. Andernfalls wäre die unverbindliche "gute landwirtschaftliche Praxis" bzw. der Eintrag des Dungs vom eigenen Hof von jeder Minderungsmaßnahme befreit. 

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