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Trinkwasserbilanz für Thüringen liegt jetzt vor BUND Thüringen: Talsperre Leibis ist verzichtbar

02. September 1994 | Ressourcen & Technik, Flüsse & Gewässer

Eisenach. Die vom Thüringer Umweltminister lange angekündigte Trinkwasserbilanz für Thüringen liegt nun endlich vor. Aus einem zusammenfassenden Material, welches dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Thüringen (BUND Thüringen) vorliegt, geht hervor, daß die nutzbaren Wasserressourcen in Süd-, Nord-und Mittelthüringen „langfristig die Bedarfsanforderungen hinreichend ab(decken)". In Ostthüringen erwartet die Prognose hingegen nach dem Jahr 2000 "Bilanzdefizite", welche den Weiterbau einer verkleinerten Talsperre Leibis begründen sollen.

"Der BUND begrüßt, daß diese langfristige Trinkwasserbilanz endlich vorliegt, schließlich haben wir sie lange genug gefordert", so Jens Krause, Sprecher des AK Wasser des BUND Thüringen. Die Bilanz solle allerdings öffentlich zugänglich gemacht werden, fordert der Umweltverband. Nur so könne eine Diskussion über diese wichtige Grundlage der zukünftigen Wasserpolitik ermöglicht werden. Auch die Ankündigung eines Rohrnetzsanierungsprogrammes, das der BUND ebenfalls seit langem gefordert habe, wird vom BUND Thüringen ausdrücklich begrüßt.

Der für die Zukunft prognostizierte Verbrauch an Trinkwasser sei allerdings schwer nachvollziehbar. Während für den Bedarf der Bevölkerung im Jahre 2025 von 135 Liter pro Einwohner und Tag (alte Bundesländer 1993: 140 l/Ed) ausgegangen wird, sollen die anderen Verbraucher (Industrie, öffentliche Einrichtungen etc.) doppelt so viel wie heute in den alten Ländern üblich, verbrauchen (Thüringen 2025: 87 l/Ed; alte Bundesländer 1993: 42 l/Ed).

Die Talsperre Leibis, an der in dem Papier nach wie vor festgehalten werde, werde jedoch trotz des hohen prognostizierten Verbrauchs der Industrie in ihrer Dimension stark reduziert. Statt der ursprünglich vorgesehenen Kapazität von 220.000 Kubikmeter pro Tag, die nach dem Ausstieg von Sachsen und Sachsen-Anhalt aus dem Projekt auf 125.00 m/d reduziert worden sei, seien jetzt nur noch 70.000 m3/d geplant. Damit solle ein ostthüringisches Defizit von 16.00 m3/d beseitigt werden.

"Nicht auszudenken, wenn für den künftigen Industrieverbrauch die (immer noch kontinuierlich sinkenden) Verbrauchswerte der alten Länder zugrunde gelegt würden: Bei etwa 800.000 Einwohner Ostthüringens ergäbe dies eine zusätzliche Kapazität von 36.000 m3/d und neben der Beseitigung des prognostizierten Ostthüringer Defizits ständen noch 20.000 m3/d zusätzlich zur Verfügung", rechnet Krause vor. Vor diesem Hintergrund sei die Talsperre Leibis zur Lösung thüringischer Wasserprobleme nicht notwendig.

Stattdessen fordert der BUND Thüringen die Thüringer Landesregierung auf, ein Wassersparprogramm aufzulegen. 

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