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Verfahren zur Ausweisung des "Alten Stolberg" als Naturschutzgebiet ausgesetzt – BUND protestiert scharf

10. Oktober 1995 | Naturschutz, Lebensräume

Eisenach. Mit Empörung hat der Landesverband Thüringen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf den vorläufigen Stop bei der Unterschutzstellung des "Alten Stolberg" (Landkreis Nordhausen) reagiert. Die von Seiten des Thüringer Umweltministeriums verfügte Aussetzung des Verfahrens, mit der Teile des "Alten Stolberg" endgültig als Naturschutzgebiet gesichert werden sollten, sei ein Skandal, rügt der Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, Michael Spielmann, in einer heute veröffentlichten Presseerklärung.

Scharfe Kritik übt der BUND an Äußerungen des zuständigen Staatssekretärs im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Illert, der die Aussetzung des bereits laufenden Verfahrens damit begründet hatte, daß die Abstimmung mit den betroffenen Eigentümern nicht ausreichend und damit auch die "Planreife noch nicht gegeben" sei. "Die jetzt bewirkte Verfahrensverzögerung dient nicht dem Schutz von Natur und Landschaft, sondern – ob beabsichtigt oder nicht – vor allem den Interessen der Gipsindustrie, die beim "Alten Stolberg" bereits in den Startlöchern sitzt", widerspricht Spielmann. "Damit wird nicht etwa die Akzeptanz für den Naturschutzgedanken erhöht, wie es das Umweltministerium glauben machen will, sondern der Kniefall vor der Bergbaulobby kaschiert."

Schon jetzt betrage das Verhältnis von Bergwerksfeldern zu bestätigten Naturschutzgebieten in Nordthüringen 3:1. Durch ein solches Vorgehen würden auch die Interessen der Gemeinden, die eine Entwicklung des Fremdenverkehrs im Südharz anstrebten und langfristige Arbeitsplätze schaffen wollten, zur Farce. "Bevölkerung und Politiker in der Region dürfen sich diese absurden Vorgaben aus Erfurt nicht gefallen lassen", hofft der BUND, der gleichzeitig ankündigt, sich des Themas intensiv anzunehmen.

Über den Einzelfall hinaus äußert der BUND Thüringen schwerwiegende Bedenken: "Macht das Beispiel "Alter Stolberg" Schule", so Spielmann, "wird es in Thüringen in nächster Zukunft eine Ausweisung von Naturschutzgebieten nicht mehr geben." Angesichts der überall im Freistaat zu beobachtenden massiven Eingriffe in Gebiete, deren vorläufige Unterschutzstellung derzeit ausläuft, sei eine Verlängerung des rechtstaatlich eindeutig geregelten Verfahrensweges kontraproduktiv. "Statt den nach 1989 angelegten Schatz wertvoller und schützenswerter Naturräume zu sichern, leistet die Landesregierung damit ihren naturschutzpolitischen Offenbarungseid", so der BUND abschließend. 

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