Wildkatze gewinnt Lebensräume zurück

02. November 2023 | BUND, Lebensräume, Naturschutz, Wälder, Wildkatze, Energiewende

Anlegen eines Teichs im Revier Hasenthal zur Wiedervernässung von Waldflächen  (BUND Thüringen/Maria Winkler)

Neue Nachweise der gefährdeten Art in mehreren Bundesländern
Start der Maßnahmen zum Schutz der gefährdeten Art in Thüringen

  • BUND schafft im Herbst in sieben Bundesländern vielfältige Lebensräume
  • Erste wichtige Maßnahmen zum Waldumbau in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Sonneberg umgesetzt
  • Naturnahe Wälder und Waldränder dienen dem Schutz der Artenvielfalt und des Klimas

Berlin/Erfurt/Sonneberg. Im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ gestaltet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wildkatzengerechte Lebensräume und sucht nach neuen Vorkommen der Europäische Wildkatze. Die jüngsten Untersuchungen belegen neue Nachweise der Art in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Dem BUND Hessen gelang es, die Wildkatzen im hessischen Odenwald nachzuweisen – erstmals seit 100 Jahren.

Die Wildkatze soll sich weiter ausbreiten. Daran arbeitet der BUND zusammen mit regionalen Partnern und Partnerinnen u.a. aus Forst und Jagd. Zusammen entwickeln sie wildkatzengerechte Wälder, Waldränder und Wiesen. Die Zusammenarbeit auf Landesebene funktioniert gut. Diesen Herbst starten die ersten sieben BUND-Landesverbände mit konkreten Waldaufwertungen.

In Thüringen startete in enger Zusammenarbeit mit dem Forstamt Sonneberg der Umbau eines Waldes, um die Lebensbedingungen für die Wildkatze und ihre Beutetiere zu verbessern. Nach drei Dürrejahren war insbesondere die Wiedervernässung von Waldflächen wichtig. Deshalb legte der BUND im September 2023 einen Teich im Revier Hasenthal an, der hauptsächlich durch Regenwasser gespeist wird und auch zur Bestandspflege eines geplanten Gehölzstreifens dient. Für diesen werden zwölf Kleingatter zur Verbindung von Grünem Band und verbliebenen Waldbeständen errichtet. Tieren wie der Wildkatze wird damit nach dem Zusammenbruch der Fichtenbestände weiterhin die Wanderung und die Jagd in diesem Gebiet ermöglicht. Der BUND plant, dafür 2.250 Bäume und Büsche zu pflanzen. Dadurch werden auch die Waldgebiete in diesem Gehölzstreifen revitalisiert.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Die Rückkehr der Wildkatze in ihren angestammten Lebensraum ist eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz. Die Regionen, in die die Art zurückkehrt, erhalten durch die Wildkatze eine Art Auszeichnung. Wo die Wildkatze sich wohlfühlt, finden auch viele andere Arten wertvollen Lebensraum. Mit unserem überregionalen Verbundprojekt decken wir fast die gesamte Verbreitungsfläche der Wildkatze ab. Somit setzen wir uns effektiv für den Schutz und die Entwicklung der streng geschützten Art ein. Wildkatzenwälder von morgen sind zudem eine Bereicherung für uns alle. Sie sind besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt und puffern Klimaextreme ab.“

Thomas Mölich, Projektleiter beim BUND Thüringen: „Wir freuen uns, dass wir nun mit unseren Partnern die Umsetzung der Maßnahmen für den Schutz der Wildkatze beginnen.  Wir bauen auf der guten langjährigen Zusammenarbeit mit ThüringenForst auf. Um den Bedürfnissen der Wildkatze nach einem naturnahen, störungs- und gefährdungsarmen Lebensraum gerecht zu werden, planen wir wichtige Umbaumaßnahmen im Wald – diese kommen auch anderen Arten zugute und machen die Wälder darüber hinaus robuster gegen die Klimakrise.“

Der BUND lädt dazu ein, sich beim Schutz für die Wildkatze zu beteiligen. Angesprochen sind Organisationen und Menschen, die Wald besitzen oder verwalten. Auch Freiwillige, die sich bei den Pflanzungen oder der Kontrolle von Lockstöcken zum Nachweis von Wildkatzenvorkommen engagieren möchten, sind gesucht. Das Engagement bietet eine Möglichkeit, sich aktiv für heimischen Wälder, bedrohte Tierarten und den natürlichen Klimaschutz einzusetzen.

Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um. In Thüringen wird das Projekt durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz kofinanziert.

Hintergrund: 

Der BUND engagiert sich seit 2004 mit seinem „Rettungsnetz Wildkatze“ für den Schutz der Europäischen Wildkatze in Deutschland. Die Naturschützer*innen untersuchen regelmäßig die aktuellen Bestände der gefährdeten Tierart. Mit dem Wissen um die Verbreitungsgebiete der Wildkatze kann ihr Lebensraum gezielt geschützt und verbessert werden.

Um die Europäische Wildkatze nachweisen zu können nutzt der BUND das sogenannte Lockstock-Monitoring. Freiwillige bringen Holzstöcke in Gebieten aus, in denen die scheue Wildkatze vermutet wird. Sie besprühen die Stöcke mit Baldrian. Der Geruch ist den Sexuallockstoffen der Wildkatze sehr ähnlich und zieht die Tiere magisch an. Die Katzen reiben sich am rauen Holz und hinterlassen einzelne Haare. Die Naturschützer*innen sammeln dies ab. Anschließend schicken sie die Proben für eine genetische Untersuchung zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Mehr Informationen:

Ansprechpartner:
Thomas Mölich, Projektleiter „Wildkatzenwälder von morgen“, Tel.: 036254 / 649150, wildkatze(at)bund.net

Maria Winkler, Projektkoordinatorin „Wildkatzenwälder von morgen“, Tel.: 036254 / 649150, maria.winkler(at)bund-thueringen.de

Pressekontakt:
Anne Werner | Kerstin Neumann, BUND Thüringen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 (0)361 5550314 oder 0176/13338564; presse(at)bund-thueringen.de

BUND-Wildkatzenbüros der Landesverbände:
https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildkatze/bund-ansprechpartnerinnen/

Bild zum Download
Bildunterschrift: Anlegen eines Teichs im Revier Hasenthal zur Wiedervernässung von Waldflächen
Bildrechte: BUND Thüringen/Maria Winkler

 

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