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Die Zukunft des Schäferhandwerks in Thüringen: Workshop „Weidewonne – Weidewelten“ vernetzt Akteure

29. Februar 2024 | Grünes Band, Lebensräume, Naturschutz

Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und dem Team „Weidewonne“ der Naturstiftung David wurde gestern im Rahmen des Projektes Quervernetzung Grünes Band der Workshop „Weidewonne - Weidewelten“ veranstaltet. Regionale Akteure besuchten das Vernetzungstreffen, um gemeinsam Chancen und Herausforderungen des Schäfereihandwerks zu erörtern und gemeinsame Wege – unter anderem in Form von Kooperationen – zu besprechen.

Das Schäfereihandwerk in Thüringen erfüllt eine wichtige Rolle im Naturschutz. Schafe beweiden steile Hänge, Streuobstwiesen oder Steppenrasen und halten so Flächen, auf den technische Hilfsmittel nicht eingesetzt werden können, frei. Schafe halten den Rasen kurz, verbeißen heranwachsende Büsche und pflegen so schützenswerte Kulturlandschaften mit ihren einzigartigen Pflanzen- und Tiergesellschaften, die ohne sie verschwinden würden.

Doch die Zunft steht vor großen Herausforderungen. Schäfer*innen haben einen handwerklich anspruchsvollen Job, der sehr viel Zeit und Kraft kostet, aber kaum wirtschaftliche Erträge bringt. Um dieses Spannungsfeld aufzulösen, trafen sich am gestrigen Mittwoch, 28.02.2024, Weidetierhalter*innen, Naturschützer*innen und Vermarkter*innen im Kulturhaus Lehesten. Die Projekte Weidewonne der Naturstiftung David in Thüringen und Weidewelt Frankenwald des BUND Naturschutz in Bayern stellten sich vor. Beide setzen auf regionale Vernetzung der Akteure, auf Gütesiegel für die naturverträglichen und hochwertigen Produkte und den Vertrieb durch regionale Fleischereien und Gastronomen. Probleme, wie das Fehlen regionaler Schlachtkapazitäten oder die Konkurrenz durch teils über den halben Erdball transportierte Billigprodukte, mündeten in spannende Diskussionen zwischen den Akteuren. Dabei wurden sogar erste direkte Absprachen zwischen den Teilnehmenden getroffen.

Eingeladen waren Betriebe, die mit Weidetieren Landschaftspflege betreiben oder regional verarbeitende oder vermarktende Betriebe. Das Ziel: Menschen entlang der regionalen Wertschöpfungskette zusammenbringen und Synergien vor Ort nutzen. Durch die Vernetzung können alle Akteure profitieren: Weidetierhalter*innen finden bestenfalls neue Absatzwege für ihre Produkte, weiterverarbeitende Betriebe sowie Gastronomie und Hotellerie können ihr regionales Angebot ausbauen und stärken. Von einem regionalen Angebot und den kurzen Wegen können gleichzeitig auch die Region und Hof- und Dorfläden profitieren.

Das Fazit des Treffens: Um die, über Jahrhunderte entstandenen Kulturlandschaft in Thüringen zu erhalten, braucht es das Schäfereihandwerk. Damit dieses aber eine Zukunft hat, müssen die Schäfer*innen von ihren Produkten leben können. Die direkte Förderung durch Landes- oder EU-Mittel kann nur ein Baustein sein und nicht Rettungsanker. Nur durch die Vernetzung der regionalen Akteure kann eine Wertschöpfungskette entstehen, die am Ende die Natur schützen und eine wichtige Zunft in Thüringen am Leben halten kann.

 

Hintergrund:

Das Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt hat zum Ziel, das Grüne Band an bedeutende landes- und bundesweite sowie europäische Biotopverbundachsen anzubinden. So wird die Funktion als Biotopverbund verbessert und vor allem ausgeweitet, sowie für zusätzliche Arten hergestellt. Im Schiefergebirge geht es vor allem darum, wertvolle Bergwiesenflächen, die aufgrund unrentabler Nutzung brachgefallen sind, wieder in eine nachhaltige Pflege zu überführen, um Lebensräume für Arten zu erhalten. Beispielhaft werden verschiedene Ansätze erprobt, um eine Kooperation mit Landwirtinnen und Landwirten für die Entwicklung und Erhaltung von Biotopverbundelementen aufzubauen und dauerhaft zu etablieren. Hierbei ist das Ziel, landwirtschaftliche Fläche in naturschutzgerechte landwirtschaftliche Nutzung zu überführen. Diese Nutzung muss sich allerdings für den Betrieb lohnen. Daher setzt sich der BUND Thüringen auf übergeordneter Ebene für eine angemessene Förderung ein. Auf regionaler Ebene können regionale Vermarktungsnetzwerke eine Chance sein.

Weidewonne“ ist das Thüringer Unterstützungsnetzwerk für Landschaftspflege-Schäfereien. Die patentierte und markenrechtlich geschützte Marke steht für Regionalität, Naturschutz, naturgerechte Fütterung, artgerechte Haltung, Qualität in Produktion und Produkt. Das Ziel ist der Erhalt der Kulturlandschaft durch Landschaftspflege mit Schafen und die Verbesserung der Vermarktung der damit verbundenen Produkte.

Auf der fränkischen Seite gibt es mit "Weidewelt Frankenwald" ein vergleichbares Netzwerk für rinderhaltende Betriebe, das ebenfalls an diesem Nachmittag vorgestellt wurde.

 

Mehr Informationen

Pressekontakt:
Anne Werner | Kerstin Neumann, BUND Thüringen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 361 5550314 oder 0176/13338564; presse(at)bund-thueringen.de

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