Waldrand ohne Vielfalt
Waldränder wie diese haben ihre Schutzfunktion und ihr Lebensraumpotential eingebüßt. Unter dem „Kronentrauf am Ackerrand“ verschwindet durch Beschattung und Nähstoffeintrag jede Existenzgrundlage für eine vielfältige Lebensgemeinschaft. Starkwind wird nicht über den Bestand abgeleitet. Trifft der Wind auf einen sehr dichten Waldrand, so kann nur ein geringer Anteil hindurchströmen. Nach einer gewissen Strecke bilden sich im Bereich der Baumkronen großräumige energiereiche Wirbel, die im Bestand zu erheblichen Windschäden führen können. Dadurch kommt es auch weit hinter dem Waldrand oft zu starken Sturmschäden.
Als sehr günstig gegenüber Sturmschäden erweist sich ein Aufgleitrand aus Sträuchern und Laubbäumen. Ein Teil der Luftmassen kann durch den Aufgleitrand in den Bestand einströmen und ein anderer Teil wird über das Kronendach hinweggelenkt.
In 2020 wurden die Flächen in Westthüringen kartiert, auch eine Untersuchung des Artenvorkommens mittels Fotofalle fand statt. Dazu wurden Flächen im Thüringer Wald herangezogen.
So fatal das Waldsterben für unsere Wälder ist, so bietet es der Natur an ausgewählten Flächen auch neue Möglichkeiten. An den Brachflächen können neue strukturreichere Waldränder entstehen, die wiederum Nistplätze für Neuntöter und Grasmücken bieten.
Fortführung des Projektes
Nach den beiden Trockenjahren 2018 und 2019 ist die Dringlichkeit und Aktualität des Themas „Waldrand“ umso größer. Um den Wald fit für eine Zukunft mit veränderten klimatischen Bedingungen zu machen, ist es unumgänglich, auch die Waldränder in einen entsprechenden Zustand zu bringen. Ein stufig aufgebauter Waldsaum schützt den dahinterliegenden Waldbestand und mildert den Einfluss von Starkwind, UV-Strahlung, Austrocknung und der Einwehung von Pestiziden und Düngemitteln angrenzender Agrarlandschaften.
Zugleich dienen gut strukturierte Waldränder als Elemente im Biotopverbund und ermöglichen es u.a. der Wildkatze, immer neue Reviere zu erschließen. Ein wichtiges Teilziel des Projektes ist es daher, die bisher noch kleine Population im großen potentiellen Lebensraum des mittleren Thüringer Waldes und seiner anschließenden Gebiete durch die Waldrandaufwertungen zu stärken und so das System von Metapopulationen der Wildkatze in Thüringen insgesamt zu stabilisieren – diesbezüglich kommt dem Schwerpunktraum eine Schlüsselfunktion zu.
Ziel des Projektes ist – in fortgesetzter Kooperation mit der AöR ThüringenForst – mindestens 15 km Waldrand auf Grundlage des entwickelten Maßnahmenkonzepts in ökologisch hochwertige Lebensräume zu überführen. Im Fokus stehen dabei die Forstämter Schmalkalden, Oberhof, Frauenwald und Gehren, um das Schwerpunktgebiet Mittlerer Thüringer Wald abzudecken, sowie die Forstämter Weida und Bleicherode Südharz.
Für Waldbesitzer
Erhaltung strukturreicher Waldränder
Jeder Waldbesitzer kann durch Pflege und Erhaltung guter Waldränder viel zum Schutz vor Sturmschäden und zur Erhaltung einer lebendigen Vielfalt von Pflanzen und Tieren beitragen. Maßnahmen zum Umbau und zur Pflege von Waldrändern, die diese Schutzfunktionen nicht mehr erfüllen, können als Waldumweltmaßnahmen (Förderprogramm „WUM“) durch das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft gefördert werden. Nähere Informationen und Beratung erhalten sie bei Ihrem Forstamt (www.thueringenforst.de).
Weitere Informationen zum Förderprogramm finden Sie hier.
Download der Förderrichtlinie