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Bald Ostern ohne Osterhase? BUND Thüringen fordert Schutz für "Meister Lampe"

13. April 1995 | Lebensräume, Naturschutz, Wälder

Eisenach. Bundesweit ist der Bestand des Feldhasen dramatisch zurückgegangen. Auch in Thüringen ist das liebste Ostertier der Deutschen, der Feldhase, in Gefahr, so der Landesverband Thüringen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer heute veröffentlichen Presseerklärung.

Vor allem durch die heute praktizierte intensive Landwirtschaft, an welche der Lepus europeus nicht angepaßt sei, würde ihm die Nahrungsgrundlage entzogen. Der Herbizid-Einsatz vernichte einen Großteil der für die Nahrung notwendigen Feldkräuter und -gräser und somit müsse sich Meister Lampe mit den modernen Kulturpflanzen begnügen. "Der Hase verhungert praktisch mit vollem Bauch", so Romy Seifert, Sprecherin des BUND Thüringen. "Da das Gras mit Stickstoff angereichert und somit wenig nährstoffreich ist, entspricht es nicht mehr den Bedürfnissen des Hasen und bringt dessen Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht." Weil seine Nahrung nicht mehr genügend Nährstoffe biete, müsse die Fläche, die er zum Sattwerden bräuchte, um etwa das Zehnfache größer sein als noch vor dreißig Jahren. Wegen der auch in Thüringen zunehmenden Zerschneidung der Landschaft durch neue Straßen werde jedoch der Lebensraum des Hasen tatsächlich immer weiter eingeengt.

Zudem ergebe sich durch das Anlegen riesiger Monokulturfelder zwangsläufig ein weiterer Nachteil. Die Felder würden von den Bauern bei günstiger Witterung innerhalb kürzester Zeit abgeerntet und somit verändere sich innerhalb weniger Tage der gesamte Lebensraum der Hasen. Dies sei für den Hasen besonders nachteilig, da er ein Fluchttier sei und bei Gefahr vor Feinden fliehe oder sich verstecke. Das Langohr müßte sich demzufolge in die wenigen naturnah belassenen Zonen zurückziehen oder aber in den naheliegenden Wald flüchten. Damit würden die Feldhasen allmählich zu "Waldhasen". "Zwar ist der Wald gerade in Thüringen auch ein mögliches Rückzugsgebiet für den Hasen, aber es ist eben nicht der ideale Lebensraum, an den der Hase, ursprünglich aus den Steppen Osteuropas stammend, optimal angepaßt ist", so der BUND.

Der Hase sei somit einem permanenten Streß ausgesetzt. Damit werde auch sein Organismus geschwächt und die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten erhöht. Dies habe auch zur Folge, daß die Fruchtbarkeit zurückgehe und der Hase auch in Thüringen längerfristig in seinem Bestand bedroht sei.

"Wenn wir nicht bald Ostern ohne Meister Lampe feiern wollen, sind Schutzmaßnahmen, wie eine Förderung und Ausweitung umweltgerechter Landwirtschaft und die Erhaltung unzerschnittener Lebensräume dringend geboten", so der BUND Thüringen abschließend. 

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