BUND Thüringen stellt Jahresbericht 2021 vor – Gemeinsam für ein zukunftsfähiges Thüringen – Versäumnisse müssen schnellstmöglich aufgeholt werden

05. September 2022 | BUND, Suffizienz, Energiewende, Landwirtschaft, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Naturschutz

Erfurt. Der BUND Thüringen hat heute in Erfurt seinen Jahresbericht 2021 präsentiert. Die vollumfängliche Aufhebung eines veralteten Projekts des Bundesverkehrswegeplanes, ein Schritt in Richtung Agrarwende, ein Positionspapier für den Ausstieg aus dem Naturgipsabbau und die historische Reduzierung der Einleitmengen von Salzabwässern in die Werra sind nur einige Themen, welche den BUND Thüringen 2021 bewegten. Vor dem Hintergrund einer drohenden Ernährungs- und Energiekrise fordert der BUND Thüringen die Landesregierung auf, die Versäumnisse der vergangenen Jahre schnellstmöglich aufzuholen und den Weg für ein zukunftsfähiges Thüringen zu ebnen.

Robert Bednarsky, Landesvorsitzender des BUND Thüringen: „Im Jahr 2021 konnten wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern zahlreiche Weichen neu stellen. Allen voran wurde mit der vollumfänglichen Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses für die Ortsumgehung B19 einen Präzedenzfall geschaffen, der die zukünftige Verkehrsplanung nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschland auf den Prüfstand stellt. Knapp 20 Jahre lang machten wir gemeinsam mit dem Kreisverband Schmalkalden-Meiningen immer wieder auf Fehler im Verfahren aufmerksam. Anfang 2022 folgte der Freistaat der Empfehlung des Bundesverwaltungsgerichtes. Mit dieser Entscheidung machte das Gericht den Weg frei für einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik.“

Einen entscheidenden Schritt konnte der Verband mit seinem Positionspapier zum Ausstieg aus dem Naturgipsabbau erzielen, welches er gemeinsam mit anderen Verbänden aus Umwelt- und Naturschutz unterzeichnete. Die Verbände sprachen sich einstimmig für die hohe Schutzwürdigkeit der Südharzer Gipskarstlandschaft aus sowie für die volle Ersetzbarkeit von Naturgips durch alternative Baustoffe. Dazu bedürfe es unter anderem einer Erhöhung des Gipsrecyclings aus Bauschutt und einer stärkeren Nutzung von Chemiegipsen.

Bednarsky: „Um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, müssen wir nicht nur unsere begrenzten Ressourcen schützen, sondern auch intakte Ökosysteme erhalten und wiederherstellen. Mit unseren Modellprojekten rückten wir 2021 nicht nur die Bedeutung naturschutzgerecht genutzter Lebensräume wie Streuobstwiesen und Waldränder in den Vordergrund, sondern nahmen auch die letzten Hürden für die Rückkehr eines ‚alten Bekannten‘ in Thüringens Wälder. Gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Freiburg und mit Unterstützung des Thüringer Umweltministeriums konnten wir nachweisen, dass der Thüringer Wald Dreh- und Angelpunkt für die Wiederausbreitung des Luchses in Deutschland und darüber hinaus ist. Vor Ort konnten wir im Rahmen eines Monitoring-Projektes in Zusammenarbeit mit dem WWF Deutschland bereits einzelnen Tiere nachweisen und im Rahmen einer forsa-Umfrage die breite Zustimmung der Bevölkerung zur Rückkehr des Luchses bekräftigen. Jetzt steht der dringend benötigten Bestandsstützung nichts mehr im Wege.“

Den Fortschritten im Bereich Naturschutz im Freistaat stünden jedoch zahlreiche Versäumnisse im Bereich Umweltschutz gegenüber, so Bednarsky. „Der Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Folgen, insbesondere für die Ernährungssicherheit und Energieversorgung, führen uns unseren Nachholbedarf deutlich vor Augen. Gerade im Bereich des naturverträglichen Ausbaus der Erneuerbaren muss die Thüringer Landesregierung dringend an Tempo zulegen, ebenso bei der Umsetzung der längst überfälligen Agrarwende. Trotz guter Ansätze fehlen nach wie vor echte Anreize, den Umbau hin zu einer bauern-, tier- und umweltfreundlichen Agrarpolitik in Angriff zu nehmen. Das gilt auch für die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf den ÖPNV. Oberstes Gebot muss das Einsparen von Energie und wertvollen Ressourcen sein. Nur so kann Thüringen gestärkt aus der Krise hervorgehen.“

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