Der Wald im Klimastress
Die aktuelle Situation in unseren Wäldern ist dramatisch und überwiegend hausgemacht:
- Auf mehr als der Hälfte der Waldfläche Thüringens sind wegen kurzfristiger, forstökonomischer Interessen Nadelwälder aufgeforstet worden: Mit 38% der Waldfläche ist die Fichte die mit Abstand häufigste Baumart in Thüringen. Damit stockt sie in weiten Teilen Thüringens außerhalb ihres ökologischen Optimums. Die sturmgefährdete und dürreempfindliche Baumart ist besonders anfällig gegenüber dem Borkenkäfer.
- Dürreschäden an Laubwäldern sind vielfach die Konsequenz intensiver Durchforstung mit einem dichten Rückegassensystem: Das beeinträchtigt das Waldinnenklima und erhöht die Anfälligkeit der Wälder gegenüber Austrocknung. Besonders betroffen sind sog. Altschirmschläge wie im Hainich oder am Possen. Gerade die Buche reagiert als Schattenbaumart empfindlich auf solche Freistellungen und erleidet „Sonnenbrand“.
- Die Dauerbelastung durch Luftschadstoffe in Form von Stickoxiden aus dem Straßenverkehr und Ammoniakemissionen aus Massentierhaltung macht sich bemerkbar: Stickoxide schädigen das Feinwurzelsystem und damit die Wasseraufnahmefähigkeit der Bäume. Ammoniakeintrag führt zur Bodenversauerung und wirkt ähnlich wie der „Saure Regen“.
Was jetzt falsch wäre:
- Die Anpflanzung fremdländischer, vermeintlich klimastabilen Baumarten.
- Eine Pflicht zur Wiederaufforstung.
Stattdessen:
- Anpflanzung von heimischen, standorttypischen Baumarten, die an die hiesigen, klimatischen Bedingungen am besten angepasst sind.
- Die Förderung der Naturverjüngung und Sukzession als bester Garant für eine stabile Waldentwicklung.
FAQ Waldsterben
Hochgerechnet handelt es sich um fast vier Millionen Festmeter. Das entspricht circa 1 Mio Bäume.
Nein, die beiden aufeinanderfolgenden Dürre-Sommer 2018 und 2019 sowie die langanhaltenden Hitzeperioden haben die Situation in den Wäldern lediglich zugespitzt.
Die Situation trifft die Bäume deshalb so hart, weil sie bereits vorgeschädigt sind.
Auf mehr als der Hälfte der Waldfläche Thüringens sind wegen kurzfristiger, forstökonomischer Interessen Nadelwälder aufgeforstet worden. Fichten und Kiefern sind nicht nur besondersdürreempfindlich, sondern auch sturmgefährdete und besonders anfällig gegenüber dem Borkenkäfer. Dazu kommt, dass die Fichte - der „Brotbaum des Försters“ - in weiten Teilen Thüringens außerhalb ihres ökologischen Optimums wächst.
Bereits vor der sichtbaren Waldkrise lag der Anteil gesunder Buchen in Thüringen bei 15%, 40% gelten als stark geschädigt (TMIL 2018). Eine Schlüsselrolle spielt hierbei der Eintrag von Stickoxiden in die Wälder. Dazu kommt, dass die häufigen Durchforstungen, verbunden mit dem dichten Netz aus Rückegassen eden Lichteinfall in die Laubwälder so gravierend erhöhen, dass die Wälder austrocknen.
Häufige Durchforstung und ein dichtes Rückegassensystem führen zu verstärktem Lichteinfall und erhöhen damit die Anfälligkeit der Wälder gegenüber Austrocknung. Nur ein weitestgehend geschlossenes Kronendach kann das Waldinnenklima konstant feucht halten. Zusätzlich schädigt die häufige Befahrung mit schweren Forstmaschinen die Bodenstruktur was wiederum Entwässerungseffekte nach sich zieht.
Die Dauerbelastung durch Luftschadstoffe in Form von Stickoxiden führt zu Störungen im Ernährungszustand der Bäume. Als Folge eines verringerten Wachstums der Feinwurzeln kommt es zu Kronenverlichtungen und einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Windwurf, Trockenheit, Krankheiten und Schädlingen. Die Versauerung des Waldbodens führt zur Auswaschung von Nährstoffen und verschiebt das gesamte Artenspektrum innerhalb des Waldes.
Ammoniakeinträge aus der Landwirtschaft führen zu Bodenversauerung im Wald. Stickstoffhaltige Dünger schädigen das Feinwurzelsystem und hemmen die Aufnahme von Wasser ebenso wie die Stickoxide aus dem Verkehr.
Forschungen zeigen, dass die intakten Naturwälder Osteuropas bisher kaum negativ auf die Erwärmung reagieren. Die Bäume dort sind durch natürliche Selektion sehr gut an den Standort angepasst und die Böden viel weniger durch Befahrung und die damit verbundene Erosion belastet.
Nein, ob Baumarten, die nicht Bestandteil unserer natürlichen Waldgesellschaft sind den klimatischen Veränderungen hier besser trotzen gilt nicht als gesichert. Heimische, standorttypische Baumarten sind an die hiesigen, klimatischen Bedingungen am besten angepasst. So eignet sich die heimische Weißtanne mit ihren guten Holzeigenschaften hervorragend für den Aufbau strukturreicher Mischwälder und verträgt Trockenheit wesentlich besser als die Fichte.
Jein, es kommt darauf an, welche Bäume aufgeforstet werden. Grundsätzlich ist die Förderung von Naturverjüngung und der natürlichen Baumartenzusammensetzung der beste Garant für eine stabile Waldentwicklung. Dem Wald helfen, sich selbst zu heilen.
Forstliche Bewirtschaftung ist nicht generell schlecht. Die Art und Weise der Bewirtschaftung unserer Wälder ist das Problem. Wir müssen unsere Wälder wieder als Ökosysteme und nicht mehr nur als Holzplantagen begreifen. Es gilt, den Wald wieder in einen natürlichen Zustand zu versetzen und die forstlichen Eingriffe und ihre Auswirkungen auf den Wald möglichst gering zu halten.