BUND-Faktencheck Gipskarst & Gipsabbau

Angesichts der aktuellen, öffentlich geführten Debatten rund um den Gipsabbau im Südharz, insbesondere um die Probebohrungen im Landkreis Mansfeld-Südharz, greift der BUND Thüringen häufig getätigte Aussagen über Gipsabbau und den Wert der Karstlandschaft Südharz auf und kommentiert diese unter Nutzung sachverständiger Quellen.

BUND-Faktencheck Gipskarst

Der BUND-Faktencheck greift die aktuell häufig in der Öffentlichkeit getätigten Aussagen über Gipsabbau und den Wert der Karstlandschaft Südharz auf und kommentiert diese unter Nutzung sachverständiger Quellen.

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„Mit Genehmigung der Probebohrungen ist noch keine Entscheidung gefallen über die Frage des Abbaus.“

(Aussage zu Probebohrungen Gips im Naturschutzgebiet und Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz durch den Landkreis Mansfeld Südharz und Landespolitik in Sachsen-Anhalt)

Faktencheck: Aussage der Infrastrukturministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Lydia Hüskens (FDP), im Januar 2024 in der Presse: "Falls sich herausstelle, dass es („der Gipsabbau“) sich lohne, werde das Land entscheiden, ob diese Nutzung so wichtig ist, dass wir Einschnitte im Biosphärenreservat in Kauf nehmen.", auch: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/gips-abbau-suedharz-landesentwicklungsplan-102.html

Faktencheck: Aussage im Koalitionsvertrag der schwarz-rot-gelben Koalition in Sachsen-Anhalt: "Gips-Lagerstätten in Sachsen-Anhalt (sollen) gesichert sowie deren umweltverträgliche Gewinnung ermöglicht werden.", unter: https://www.cdulsa.de/sites/www.cdulsa.de/files/publikationen/finaler_koalitionsvertrag.pdf

„Naturgips werden wir umweltfreundlich abbauen.“

(aus dem Koalitionsvertrag LSA, Aussage von Gipsfirmen und des Landkreises Mansfeld-Südharz)

Faktencheck: Es gibt keinen umweltfreundlichen Naturgipsabbau. Der Gipsabbau im Südharz zerstört irreversibel Arten, Lebensräume und Landschaftsbild. So lautet auch die Zusammenfassung zum Umlaufbericht 2021 der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Natur, Landschaftspflege und Erholung (LANA), einem Beratergremium der Umweltministerkonferenz, unter: https://www.umweltministerkonferenz.de/umlbeschluesse/umlaufBericht2021_14.pdf

„Gips ist wichtig für Wärmedämmung.“

Faktencheck: Gips oder Gipskartonplatten sind nicht wärmedämmend. Gipskartonplatten, das Hauptprodukt der Gipsfirmen in Deutschland, sind Trockenbauplatten, die nur im Innenraum als nicht tragende Trennwände oder glatte Wandverkleidung verbaut werden. Gipskarton allein wird nie zur Wärmedämmung genutzt, sondern allenfalls als Abschluss von Wärmedämm-Wandaufbauten. Auch: https://www.haus.de/modernisieren/daemmung-mit-rigipsplatten-38480 oder: https://www.energiezukunft.eu/bauen/klimabilanz-beim-bauen-muss-in-den-fokus-ruecken

„Gips ist unerlässlich für den Klimaschutz.“

Faktencheck: „Der oberirdische Gesteinsabbau (ist) regelmäßig mit dem Verlust des Bodens und seiner Vegetation verbunden.“, unter: https://www.umweltministerkonferenz.de/umlbeschluesse/umlaufBericht2021_14.pdf

Faktencheck: Im Südharz wird Gips zu 90 % auf Flächen mit intaktem Laubwald abgebaut und immer obertägig. Abgeschobene Waldböden setzen jede Menge klimaschädlicher Gase frei.

Faktencheck: Gips setzt 16 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter produzierte Platte frei, Stroh fixiert über 100 Kilogramm CO2 pro Platte und ist bereits als Bauplatte wärme-, kälte- und schalldämmend sowie rückbau-, recycel- und kompostierbar. All das leistet Gipskarton nicht. Siehe auch:
https://www.ferryhouse.ag/strohbauplatten-die-nachhaltige-alternative-zum-gipskarton/
https://lorenzsysteme.de/wp-content/uploads/2024/06/Qre_Strohmatte.pdf
https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/klimaschutz-wie-gebaeude-co2-speichern/29000544.html

„Es gibt keine Alternativen zu Naturgips-Baustoffen.“

Faktencheck: Bauen ging und geht ohne Gips. Es gibt viele Alternativen zu Gipsbaustoffen auf dem deutschen Markt. Platten aus Stroh, Hanf, Holz, zur Erhöhung der Feuerwiderstandsfähigkeiten auch mit Lehmummantelung erhältlich, werden als klimafreundliche Alternativen zu Gipskarton angeboten.
Auch: https://www.baunetzwissen.de/nachhaltig-bauen/tipps/produkte/trockenbauplatten-aus-stroh-3927329

Faktencheck: „Trockenbauplatte aus Lehm (…) reguliert Feuchtigkeit, filtert Schadstoffe und wirkt geruchsbindend. (…). Porenbetonsteine (…) sind zwar nicht in Plattenform erhältlich, ihr geringes Gewicht macht sie aber einfach handhabbar.“, auch:
https://www.ausbaupraxis.de/trockenbauplatten-fuer-jede-anwendung-etwas-dabei-17112021
https://www.gebaeudeforum.de/best-practice/innovative-kreislaufwand/

„(Günstige) Gipsplatten sind unverzichtbar für den sozialen Wohnungsbau.“

Faktencheck: Strohbauplatten werden „als preiswerte Alternative zum herkömmlichen Trockenbau eingesetzt“, siehe auch: https://www.raumprobe.com/de/material/reine-strohbauplatte-naturfaser--18840-01-6147

Faktencheck: Im Gegensatz zu Gipskartonplatten sind Platten aus Pflanzenfasern wärme- und schalldämmend! Vergleicht man also Kosten, muss man bei der Gipskartonplatte noch die Dämmmaterialien dazurechnen, um sie mit Platten auf Pflanzenfaserbasis zu vergleichen. Pflanzenfaserplatten sind wiederverwendbar, rückbaubar und kompostierbar. Gipskarton ist dies alles nicht und muss abgerissen und teuer auf Sonderdeponien entsorgt werden. Diese Kosten müssen bei der Preisgestaltung einkalkuliert werden. Siehe auch: https://lorenzsysteme.de/wp-content/uploads/2024/06/Qre_Strohmatte.pdf

Projekt: "Netzwerke für den Gipskarst"

Die Gipskarstlandschaft Südharz ist ein weltweit einzigartiger Naturraum. Mit einer Breite von bis zu zehn Kilometern und auf einer Länge von gut hundert Kilometern erstrecken sich ihre weißen Berge. Da nur im Südharz Gipskarst mit Laubwaldbedeckung vorkommt, ist die Landschaft als „Grüner Karst auf Gips“ vermutlich weltweit einmalig.

Zum Projekt

Ansprechpartnerin

Ursula Schäfer

Projektkoordinatorin
E-Mail schreiben Tel.: 01579 2331438

Gipskarst

Hainholz, Südharz  (Stephan Röhl)

Gipskarstlandschaft Südharz retten

Die Gipskarstlandschaft Südharz ist ein weltweit einzigartiger Hotspot der Artenvielfalt. Hier finden sich eine Vielfalt an Karstphänomen und Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Trotzdem baggert sich die Gipsindustrie mit schwerem Gerät weiter in die unersetzbare Landschaft. Helfen Sie uns, die Menschen vor Ort aufzuklären und die Gipskarstlandschaft vor weiterem Raubbau zu schützen.

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