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Brachflächen sichern landwirtschaftlichen Produktivität und Artenvielfalt – BUND und NABU sprechen sich gegen den geplanten Anbau von Feldfrüchten auf Brachen aus

04. August 2022 | Landwirtschaft

 (Marcel Komischke / Wildtierland Hainich gGmbH)

Erfurt/ Jena. In der Debatte um die Aufschiebung der geplanten Umwandlung von 4% der Agrarflächen zu ökologischen Vorrangflächen auf nach 2023 melden sich jetzt die Thüringer Naturschutzverbände zu Wort. Mit dem Anbau von Feldfrüchten auf Brachflächen soll einer möglichen Versorgungskrise entgegengewirkt werden. Der BUND und NABU in Thüringen erwarten durch den Wegfall der Brachen langfristige Schäden für die biologische Vielfalt und sogar eine Minderung von Erträgen in der Lebensmittelproduktion.

„Biologische Vielfalt ist kein Luxus, den man sich nur an Sonnenscheintagen leistet“, erklärt Martin Schmidt, Landesvorsitzender des NABU Thüringen. „Vielmehr ist sie ein alltägliches Erfordernis, das unser aller Überleben sichert. Biologische Vielfalt erhöht die Widerstandsfähigkeiten der Ackerbausysteme und führt langfristig zur Stabilität der landwirtschaftlichen Produktivität. Brachen leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Werden die Flächen für den Anbau von Feldfrüchten genutzt, wird damit auf lange Sicht die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln aufs Spiel gesetzt.“

Für Brachflächen würden meist unproduktive oder weit von der Hofstelle gelegene Standorte ausgewählt, die trotz Mehraufwand insgesamt weniger ertragreich sind. Die durch die Wiedernutzung erwarteten geringen Mehrerträge hätten kaum Einfluss auf die weltweite Verfügbarkeit von Getreide. Die Nutzung hätte jedoch massive negative Konsequenzen für die Biodiversität.

Laut BUND Thüringen betreffe eine vermeintliche Getreide-Knappheit weniger die Verwendung zur Ernährung, sondern eher den Futtermittelbereich. So sind aus der Ukraine Sonnenblumen und Raps in den vergangenen Jahren als Eiweißfuttermittel in die EU eingeführt worden. „Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, müssen wir die Nutztierbestände deutlich reduzieren, wodurch Produktionsflächen für den Anbau von Getreide für unsere Ernährung frei werden. Das hatte bereits die Zukunftskommission Landwirtschaft in ihrem gemeinsamen Abschlussbericht vereinbart“, so Robert Bednarsky, Landesvorsitzender des BUND Thüringen. „Zudem muss der Anbau zur Produktion von Bioenergie konsequent reduziert werden.“ In Deutschland werden mehr als 3,4 Millionen Getreide und Ölpflanzen zu Agrokraftstoff verarbeitet. Dafür kam bisher auch in hohem Anteil ukrainisches Getreide zum Einsatz. „Gerade in Zeiten drohender Lebensmittelknappheit gehören Feldfrüchte auf den Teller und nicht in den Tank.“

Die Naturschutzverbände sind sich einig, dass es in Zukunft sogar noch ambitioniertere Schritte hin zu einer ökologischen europäischen Agrarpolitik braucht. Sie fordern die Thüringer Landesregierung auf, sich dafür stark zu machen.

Mehr Informationen:
www.bund-thueringen.de/landwirtschaft/

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