Erfurt. Heute ist an der Fachhochschule Erfurt der neue E-Learning-Lehrgang „Natura-2000-Manager“ offiziell gestartet worden. Das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen und die Fachhochschule Erfurt wollen aus Thüringen heraus eine Lücke in der bundesweiten Naturschutzausbildung schließen: Berufsbegleitend werden Fachkompetenzen zum Management des europäisches Schutzgebietsnetz Natura 2000 und den darin geschützten Lebensräumen vermittelt. Elemente virtueller Realität sollen diese zukünftig von überall erfahrbar machen. Das Projekt wird wegen seines bundesweiten Innovationscharakters fachlich und finanziell von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und großzügig vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz gefördert.
„Das Schutzgebietsnetz Natura 2000 hat eine enorme europäische Relevanz“, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. „Die fundierte Aus- und Weiterbildung von ‚Natura-2000-Managern‘ ist wichtiger denn je. Deshalb fördern wir das Projekt mit rund 274.000 Euro.“
„Das Thüringer Netzwerk der Natura-2000-Stationen hat sich in den letzten vier Jahren über die Landesgrenzen hinweg einen Namen gemacht. Diesen positiven Impuls aus dem Freistaat gilt es jetzt auszubauen“, ergänzt Umweltstaatssekretär Olaf Möller. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz steuert Fördermittel in Höhe von 267.580 Euro knapp die Hälfte der Kosten zur Finanzierung des Projektes bei.
„Das weltweit größte, grenzüberschreitende Schutzgebietsnetz Natura 2000 gewinnt gerade in Zeiten des akuten Artensterbens an besonderer Bedeutung“, erklärt Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, für das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen. „In der Praxis ist die Erhaltung bedrohter Lebensräume und Arten jedoch mit vielen Herausforderungen verbunden. Gemeinsam mit der Fachhochschule Erfurt wollen wir aktuelle und zukünftige ‚Natura-2000-Manager‘ möglichst fit für die naturschutzfachlichen Beratung von Landnutzenden, beim Management von Arten und Lebensräumen oder beim Einwerben von Fördermitteln für Naturschutzprojekte machen. Bisher spielt das Thema in der naturschutzfachlichen Ausbildung nur eine untergeordnete Rolle.“ Der BUND Thüringen ist neben dem NABU Thüringen und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege Träger des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen.
Bei der Umsetzung setzen die Verbände auf die bewährte Kooperation mit der Fachhochschule Erfurt. Bereits 2016 wurde die Idee für den Natura-2000-Manager geboren. Die fortschreitende Digitalisierung von Lehrangeboten gab der gemeinsamen Planung einen neuen Impuls. Zukünftig sollen Natura-2000-Lebensräume im Rahmen des digitalen Lehrangebotes aufgearbeitet und mittels virtueller Realität „begehbar“ gestaltet werden. So können auch digitale Exkursionen angeboten werden, beispielsweise in die Alpen oder an die Küste.
„Für uns ist das eine gewinnbringende Kooperation“, betont Professorin Yvonne Brandenburger, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer an der Fachhochschule Erfurt. „Sie entspricht unserem Grundsatz der 'angewandten Wissenschaft' als Kombination aus Theorie und Praxis. Wir profitieren bei der Ausbildung unserer Studierenden durch die Praxiserfahrungen aus dem Management des Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Das gibt unserer Naturschutzausbildung neue Impulse.“
Auf großes Interesse trifft bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt vor allem der Einsatz virtueller Realität: „Auf diese Weise können gefährdete Lebensräume künftig von den Teilnehmenden zeit- und ortsunabhängig besucht und erfahren werden. Das bedeutet für die Naturschutzlehre eine innovative Weiterentwicklung“, so Bonde.
Alle Informationen zum Projekt und der geplanten Aus- und Weiterbildung können unter www.natura2000manager.de eingesehen werden.
Hintergrund:
Im Freistaat sind seit 2016 insgesamt zwölf Natura 2000-Stationen entstanden. Mit knapp 73 Mitarbeitenden leistet das Schutzgebietsnetz einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Ziele von Natura 2000 in Thüringen. Das Thüringer Umweltministerium fördert die Ausstattung aller Stationen mit ca. 3 Mio. Euro pro Jahr. Hinzu kommt eine Koordinationsstelle - das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen. Dieses wird vom TMUEN gefördert und hat seinen Sitz auf dem Campus der Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst der Fachhochschule Erfurt. Träger des Kompetenzzentrums sind der BUND Thüringen e.V., der Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. und der NABU Thüringen e.V.
Thüringen verfügt über 212 FFH-Gebiete und 35 punkthafte FFH-Objekte sowie 44 EU-Vogelschutzgebiete. Diese Gebiete umfassen rund 270.000 Hektar, das entspricht rund 17 % der Landesfläche. In diesen Landschaften kommen seltene und teilweise vom Aussterben bedrohte Arten vor. Die konkreten Naturschutzmaßnahmen sind breit gefächert.
Pressekontakt:
Stefanie Haupt, BUND Thüringen e.V., Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Tel. 0361/55503-14, stefanie.haupt(at)bund.net
Leonhard Mäckler, Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V., Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel. 0981/180099-24, l.maeckler(at)dvl.org
Jürgen Ehrhardt, NABU Thüringen e.V., Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 03641/605704, Juergen.Ehrhardt(at)NABU-Thueringen.de
Pressestelle der Fachhochschule Erfurt, i.V. Kristin Thieme, Tel.: 0361 6700-856,
presse(at)fh-erfurt.de
Tom Wetzling, Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Reden, Tel. 0361/57391193, mobil 0160/5845117, Tom.Wetzling(at)tmuen.thueringen.de
Klaus Jongebloed, Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Pressesprecher, Tel. 0541/9633-520, k.jongebloed(at)dbu.de