Landesverband Thüringen e.V.
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Schlafender Luchs im  Hochwildschutzpark Hunsrück in Rheinböllen

Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland

Europas größte Raubkatze war einst großflächig in Deutschland verbreitet. Unterstützt durch Wiederansiedlungsprojekte kehrt sie heute allmählich in ihre Heimat zurück. Dennoch breitet sich der Luchs derzeit nur sehr langsam aus. Gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Freiburg will der Verband die Ursachen für die zögerliche Ausbreitung der Tiere erforschen und arbeitet dabei eng mit ThüringenForst sowie privaten Waldbesitzenden und der Jägerschaft zusammen.

Hintergrund

Luchse kommen heute in Deutschland nur noch in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten vor: Im Bayerischen Wald, im Harz, und seit wenigen Jahren auch wieder im Pfälzerwald. Alle drei Regionen sind jedoch mindestens 250 km voneinander entfernt und auch von anderen europäischen Luchsvorkommen weitgehend isoliert. Zwischen den drei Verbreitungsgebieten kommen Luchse trotz potentiell geeigneten Habitats bislang noch nicht dauerhaft vor. Ein Austausch von Individuen zwischen den drei Populationen findet folglich nicht statt.

Ursache für die lückenhafte Verbreitung des Luchses in Mitteleuropa ist das konservative Ausbreitungsverhalten dieser Art, sowie eine stark vom Menschen geprägte, fragmentierten Landschaft.

Ziel dieses Projektes ist es, das Ausbreitungspotential des Luchses in Mitteldeutschland zu untersuchen, um gezielt Maßnahmen zur Förderung seiner Wiederausbreitung in die Wege leiten zu können. Dabei sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:

  1. Inwiefern ist eine natürliche Wiederausbreitung des Luchses in den bestehenden Landschaftsstrukturen Mitteldeutschlands möglich?
  2. Kann die Wiederausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland durch die Schaffung von Trittstein-Populationen unterstützt werden? Falls ja: Wo sollten diese stepping stones gegründet werden?

1. Ausbreitungsmodell

Die Basis für ein solches räumliches Simulationsmodell (hier stark vereinfacht dargestellt) ist eine kartographische Grundlage, d. h. eine Landkarte, auf der die für Luchsterritorien und Abwanderung geeigneten und ungeeigneten Gebiete (z. B. Siedlungen, Seen) voneinander unterschieden werden. Auch die Verkehrswege müssen als lineare Strukturen vorhanden sein, da sie ein erhöhtes Mortalitätsrisiko darstellen.

Die Ausbreitung des Luchses wird in einer virtuellen Landschaft simuliert, die der tatsächlichen Landschaftsstruktur Mitteldeutschlands nachempfunden ist. Den räumlichen Schwerpunkt des Modells bilden die Waldsysteme Thüringens, Südniedersachsens, Nordost-Hessens und Nordbayerns. In dieser Landschaft wird die Ausbreitung virtueller Luchse simuliert. Diese folgen Regeln, die ihnen Modellierer mit auf den Weg geben, und die sich an dem orientieren, was wir über Luchse wissen.

Eine Reihe von Luchsgenerationen durchläuft das Modell mit dem Ziel, Erkentnisse darüber erhalten zu können, wie weit der Luchs in fünf, zehn oder 20 Jahren gekommen sein kann und welche Hindernisse es für die Wiederausbreitung der Art gibt.

Da das Verhalten von Luchsen in vom Menschen geprägten und stark fragmentierten Lebensräumen bislang schlecht erforscht ist, werden paralell hierzu Felddaten im Nordwesten von Thüringen gesammelt.

2. Fotofallen-Monitoring

Es ist möglich, Luchse anhand ihrer Fellmuster individuell voneinander zu unterscheiden. Auf diese Weise kann beurteilt werden, ob im Rahmen des Projektes fotografierte Luchse den Nordwesten Thüringens möglicherweise nur durchstreiften, oder ob sie über einen längeren Zeitraum wiederholt von den Fotofallen erfasst werden können.

Parallel zur Entwicklung des Ausbreitungsmodells wird die Verbreitung des Luchses im Nordwesten Thüringens mithilfe automatischer Kameras (Fotofallen) untersucht. Dem Nordwesten Thüringens kommt eine herausragende Bedeutung bei der Wiederausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland zu. Die Region verbindet die Quellpopulation im Harz mit weiteren potentiell für den Luchs geeigneten Habitaten, beispielsweise den Wäldern Nordhessens, dem Hainich und dem Thüringer Wald.

Außerdem können die Daten dazu genutzt werden, die Vorhersagen des Ausbreitungsmodells zu überprüfen. Sie dienen damit auch dazu, die Realitätsnähe des Modells zu beurteilen, und dieses, basierend auf den erhobenen Daten, gegebenenfalls zu modifizieren und zu verbessern.

Zwischenstand

  • Während der ersten vier Monate des Fotofallen-Monitorings entstanden bisher 25 voneinander unabhängige Aufnahmen von Luchsen.
  • Diese 25 Aufnahmen (Foto-Ereignisse) verteilen sechs bis sieben unterschiedliche, selbstständige Luchse. Drei dieser Individuen sind bereits aus der Pilotstudie des vorangegangenen Jahres bekannt. Es handelt sich um einen Kuder aus dem Eichsfeld und einen Kuder aus dem Harz sowie eine Luchsin aus dem Harz.
  • Im Eichsfeld wurde erstmals seit fünf Jahren wieder Luchs-Nachwuchs dokumentiert. Es gelang die Aufnahme einer Luchsin mit einem Jungtier. Nicht auszuschließen ist, dass die Luchsin noch weitere Junge führt. Bei der Mutter handelt es sich wahrscheinlich um ein aus dem Vorjahr bekanntes Weibchen.
  • Auch im Thüringer Harz ist vor einigen Wochen der Nachweis von Jungluchsen gelungen. In diesem Fall gelang der Nachweis durch einen Hinweis des zuständigen Försters - vielen Dank! Das Muttertier ist das Weibchen, das im selben Gebiet bereits im Vorjahr Junge hatte.

Ansprechpartner

Portrait Markus Port rund Luchsexperte BUND Thüringen

Dr. Markus Port

Projektkoordinator
E-Mail schreiben Mobil: 0160 98011164

Ergebnisse

Ein Gemeinschaftsprojekt von

BUND Landesverband Thüringen (Projektträger)

und

Prof. Dr. Marco Heurich, Professur für Wildökologie und Wildtiermanagement, Universität Freiburg

Prof. Dr. Stephanie Kramer-Schadt, Abteilung Ökologische Dynamiken, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)

Dr. Markus Port, Abteilung Naturschutzbiologie, Georg-August-Universität Göttingen

Das Modell-Projekt wird durch das Thüringer Umweltministerium aus Landesmitteln gefördert.

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