Pressekommentar: BUND Thüringen räumt mit fragwürdigen, in den Medien verbreiteten, Aussagen zur Gipsgewinnung im Südharz auf
Angesichts der aktuellen, öffentlich geführten Debatten rund um den Gipsabbau im Südharz, insbesondere um die Probebohrungen im Landkreis Mansfeld-Südharz, greift der BUND Thüringen häufig getätigte Aussagen über Gipsabbau und den Wert der Karstlandschaft Südharz auf und kommentiert diese unter Nutzung sachverständiger Quellen. Online jederzeit nachlesbar ist der Faktencheck ab sofort auf https://www.bund-thueringen.de/gipskarst/faktencheck/.
So lässt sich beispielweise nachlesen, dass die Aussage „Naturgips werden wir umweltfreundlich abbauen“ ein Paradox ist, da Gips im Südharz faktisch nicht umweltfreundlich abgebaut werden kann. Gipsabbau zerstört irreversibel Landschaft, Lebensräume und Arten, wie auch einem Bericht der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Natur, Landschaftspflege und Erholung (LANA), einem Beratergremium der Umweltministerkonferenz, zu entnehmen ist. Auch die Aussage „Es gibt keine Alternativen zu Naturgips-Baustoffen“ lässt sich zweifelsfrei widerlegen. Denn tatsächlich gab und gibt es Alternativen zu Gipsbaustoffen auf dem deutschen Markt. Platten aus Stroh, Hanf oder Holz haben im Gegensatz zu Gips sogar den Vorteil, dass sie wärmedämmend sind.
Ursula Schäfer, Projektkoordinatorin beim BUND Thüringen: „Die Gipskonzerne möchten auf den bisherigen Überfluss an Gips nicht verzichten, weshalb die Gipsgebiete im Südharz Thüringens und Sachsen-Anhalts an Attraktivität gewinnen. Billige REA-Gipse aus den Schornsteinen der Kohlekraftwerke werden langsam weniger. Aber anstatt zukunftsorientiert endlich Wegwerf-Gipskartonplatten durch nachweislich klimafreundliche Platten aus Pflanzenfasern zu ersetzen, stürzen sich die Konzerne auf wertvollste Natur- und Tourismusgebiete. Bauen ging und geht immer schon ohne Gips. Jeder kann sich in Deutschland gipsfreie Baustoffe besorgen. Um diese einmalige Grüne Gipskarstlandschaft für uns und unsere Nachkommen zu erhalten, müssen nachwachsende und recycelte Baustoffe zum Standard gemacht werden. Diese Falschinformationen können wir deshalb so nicht in der Öffentlichkeit stehen lassen.“
Mehr Informationen:
- BUND-Faktencheck Gipskarst
- Pressemitteilung „Drohende Naturzerstörung im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz: Landkreis Mansfeld-Südharz genehmigt Probebohrungen im Naturschutzgebiet Questenberg“
- Pressemitteilung „BUND Sachsen-Anhalt stellt Eilantrag gegen Gips-Probebohrungen“
Hintergrund:
Südharzer Gipskarst: Auf etwa 100 Kilometern Länge und bis zu zehn Kilometern Breite erstreckt sich die Südharzer Gipskarstlandschaft an der Südabdachung des Harzes. Hier finden sich vielfältige Karsterscheinungen wie Erdfälle, Dolinen, Höhlen und Bachschwinden, die in so hoher Anzahl auf engsten Raum einmalig in Europa sind. Das Gipskarstgebiet im Südharz ist das größte und bedeutendste Gipskarstgebiet in Mitteleuropa. Diese Besonderheit ist das Ergebnis von geologischen und klimatischen Prozessen, welche vor etwa 250 Millionen Jahren ihren Anfang genommen haben und bis heute andauern. Dadurch ist ein vielfältiges Mosaik an Lebensräumen entstanden, in dem unterschiedlichste Arten eine Heimat gefunden haben. Selbst Relikte der Eiszeit konnten hier bis heute überdauern. Zahlreiche gefährdete und seltene Arten sind hier zuhause. Dazu zählen mindestens sechzehn Fledermausarten, die besonders in den Karsthöhlen und alten Wäldern Unterschlupf finden. Die Wildkatze erreicht in der Südharzer Gipskarstlandschaft maximale Siedlungsdichten, denn reich strukturierte Buchenwälder dienen ihr sowie dem Uhu als Lebensraum. Zahlreiche Amphibien finden in den wassergefüllten Erdfällen, in Schluchtwäldern oder Quellsümpfen ihre Heimat.
Kontakt:
Ursula Schäfer, Projektkoordination Gipskarst, Tel.: 01579 2331438, u.schaefer(at)bund-thueringen.de
Pressekontakt:
Anne Werner | Kerstin Neumann, Tel.: 0361 5550314, Mobil: 0176 13338564 oder 0176 13338510, presse(at)bund-thueringen.de
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Die Gipskarstlandschaft Südharz ist ein weltweit einzigartiger Hotspot der Artenvielfalt. Hier finden sich eine Vielfalt an Karstphänomen und Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Trotzdem baggert sich die Gipsindustrie mit schwerem Gerät weiter in die unersetzbare Landschaft. Helfen Sie uns, die Menschen vor Ort aufzuklären und die Gipskarstlandschaft vor weiterem Raubbau zu schützen.