Erfurt/ Berlin. Im Rahmen eines Monitoring-Projektes, das der BUND Thüringen gemeinsam mit dem WWF Deutschland im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums durchführt, ist eine besondere Aufnahme eines „Drei-Länder-Luchses“ im Thüringer Wald gelungen. Das Foto entstand zwischen Ilmenau und Neustadt (Rennsteig). Der Luchs konnte zuvor bereits in Hessen und Niedersachsen nachgewiesen werden.
„Das Besondere an der Aufnahme ist, dass der Luchs bereits ein alter Bekannter ist,“ erklärt Dr. Markus Port, Projektkoordinator des BUND Thüringen. Das habe ein Abgleich des Fotos mit Aufnahmen aus Niedersachsen und Hessen ergeben, den Port gemeinsam mit Kolleg*innen des Nationalparks Harz durchgeführt hatte. Luchse können anhand ihrer Fellmuster individuell unterschieden werden.
„Der Luchs hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich“, so Port weiter. Das Tier sei im Frühjahr 2019 im niedersächsischen Solling, einem Waldgebiet nordwestlich von Göttingen, geboren worden. „Danach tauchte er im Herbst 2019 überraschend mit seiner Mutter und mindestens zwei Geschwistern im nordhessischen Reinhardswald auf“, erklärt Port, der damals das Luchsprojekt der Universität Göttingen in Nordhessen leitete. Reinhardswald und Solling sind durch die Weser voneinander getrennt. An die Weserquerung der Luchse kann sich auch Ole Anders, Koordinator des Luchsprojektes Harz beim Nationalpark Harz, noch gut erinnern: „Es ist bemerkenswert, dass nicht nur die Luchsin, sondern auch deren ja damals noch recht kleine Jungtiere den breiten Fluss überwunden haben.“ In der Folgezeit wechselten die Tiere sogar noch einige weitere Male über die Landesgrenze, und hielten sich teils in Hessen, teils in Niedersachsen auf. „Im Herbst 2020 verlor sich dann allerdings ihre Spur. Lediglich einer der zu diesem Zeitpunkt bereits selbständigen Jungluchse streifte auch weiterhin durch das hessisch-niedersächsische Grenzgebiet – die anderen waren von der Bildfläche verschwunden“ erläutern Anders und Port.
Umso größer ist die Freude aller Beteiligten, eines der beobachteten Tiere über ein Jahr später im Thüringer Wald wiederzuentdecken. „Dass wir so viel über den Luchs und seine Geschichte wissen, verdanken wir der guten Zusammenarbeit zwischen den Naturschutzverwaltungen der Bundesländer, dem Nationalpark Harz, der Universität Göttingen, den Forstdienststellen und den Naturschutzverbänden“, betont Port. „Erst das macht die Erforschung des Luchses in Mitteldeutschland überhaupt möglich.“
In einem gemeinsamen Projekt erforschen der BUND Thüringen und der WWF Deutschland im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums aktuell die Ausbreitung des Luchses in Thüringen. Dabei werden sie durch die ThüringenForst AöR, den Landesjagdverband Thüringen sowie Waldbesitzende und die örtliche Jägerschaft bei der Feldarbeit unterstützt.
Hintergrund
Seit der Wiederansiedlung von Luchsen im Nationalpark Harz (Niedersachsen) streifen die streng geschützten Raubkatzen gelegentlich auch durch Thüringen. Gerade männliche Tiere (Kuder) können auf ihren Wanderungen weite Strecken zurücklegen. Weibchen wandern in der Regel nicht so weit. In den Landkreisen Nordhausen und Eichsfeld ist der Luchs seit einigen Jahren wieder dauerhaft heimisch. Auch im Thüringer Wald mehren sich in den letzten Jahren Nachweise von Luchsen. Das Projekt von BUND Thüringen und WWF Deutschland soll klären, ob sich die Art auch den Thüringer Wald bereits dauerhaft erschlossen hat.
In Thüringen ist das Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs am Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz die für das Monitoring des Luchses zuständige Landesstelle. In Niedersachsen ist der Nationalpark Harz für das Monitoring des Luchses zuständig, in Hessen das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie.
Ansprechpartner für die Presse:
Markus Port, Projektkoordinator des BUND Thüringen
Tel.: 0160 98011164
E-Mail: m.port(at)bund-thueringen.de
Roland Gramling, Pressestelle WWF Deutschland
Tel.: 030-311 777 425
roland.gramling(at)wwf.de