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Zorro fühlt sich in Thüringer Wäldern nicht mehr wohl – BUND: Forschungsergebnisse zeigen Rückgang des Gartenschläfers in den Mittelgebirgen

30. August 2022 | Lebensräume, Naturschutz

Erfurt. Seit Sommer 2018 ist der BUND Thüringen gemeinsam mit Ehrenamtlichen im ganzen Freistaat auf der Suche nach dem Gartenschläfer mit seiner markanten „Zorro-Maske“. Im Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ untersuchen der BUND, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Vorkommen und Lebensweise der Gartenschläfer. Als Ergebnis konnte der Gartenschläfer im Freistaat lediglich im Thüringer Schiefergebirge mit Ausläufern sowie im Landkreis Gotha nachgewiesen werden. Damit er sich hier weiterhin wohlfühlt, will der Verband ab Herbst Schutzmaßnahmen auf den Weg bringen.

Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. In Thüringen unterstützt zudem die Stiftung Naturschutz Thüringen.

„In den Wäldern der Mittelgebirge, in denen der Gartenschläfer ursprünglich weit verbreitet war, gehen die Bestände dramatisch zurück – wir erleben scheinbar gerade ein Aussterben der Art“, erklärt Anita Giermann, Projektkoordinatorin des BUND Thüringen. „Die Ergebnisse des Citizen-Science-Projektes zeigen, dass die Schlafmaus mittlerweile überwiegend im urbanen Raum im Südwesten Deutschlands vorkommt, wo es ausreichend Nahrung sowie einen strukturreichen Lebensraum mit vielen Verstecken gibt. In seinem natürlichen Lebensraum, dem Wald, kann der Gartenschläfer diese Bedingungen leider immer seltener vorfinden. Das bestätigen auch Funde, die wir gemeinsam mit ThüringenForst machen konnten.“

Ein weiteres Ergebnis des Projektes ist der Nachweis erheblicher Konzentrationen von Chemikalien (darunter auch Pestizide) in Totfunden. So war kein einziger der untersuchten Gartenschläfer frei von Schadstoffen. Hinzu kommt der großflächige Lebensraumverlust durch das Waldsterben sowie Nahrungsknappheit durch das Insektensterben.

Giermann: „Im Thüringer Schiefergebirge wollen wir ab Herbst im Rahmen einer neuen Kooperation mit dem NABU Saalfeld-Rudolstadt Bedingungen schaffen, um die dort verbliebenen Tiere zu schützen und ihren Bestand wieder zu vergrößern. Genetische Untersuchungen im Projekt haben gezeigt, dass gerade der kleinräumigen Vernetzung von Lebensräumen, beispielsweise durch das Anlegen von Hecken zwischen Waldgebieten, eine große Bedeutung zukommt. Dazu soll auch die bisherige Kooperation mit ThüringenForst weiter ausgebaut werden. Zudem wollen wir günstige Bedingungen für Insekten schaffen, nicht zuletzt, um die zukünftige Nahrungsgrundlage der Gartenschläfer zu sichern. Die tierische Nahrung ist von großer Bedeutung für das Überleben des energiezehrenden Winterschlafes. Das konnten wir anhand von Kotprobenuntersuchungen feststellen.“

Der Verband plant beispielsweise, eine ca. 250 Meter lange und 14 Meter breite Wildgehölzhecke anzulegen und einen Teich zu renaturieren. Wie schon bei der Erforschung der Tiere ist der BUND Thüringen hier auf die Unterstützung Freiwilliger angewiesen.

„Wir würden uns freuen, wenn uns auch bei der konkreten Umsetzung von Schutzmaßnahmen für den Gartenschläfer wieder möglichst viele Menschen aus der Region unterstützen würden“, so Giermann weiter. „Gemeinsam mit den Ehrenamtlichen können wir nicht nur gute Lebensbedingungen für den Gartenschläfer, sondern auch für viele andere Kleinsäuger, Reptilien und Insekten schaffen. Wer Interesse hat, findet weitere Informationen unter www.bund-thueringen.de/gartenschlaefer.“


Hintergrund:
Obwohl die Schlafmaus eine heimische Art ist, ist sie bislang kaum erforscht. Ihre Bestände in Europa und auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. Mit der „Spurensuche Gartenschläfer“ untersuchen die Projektpartner bundesweit, wie dem Gartenschläfer geholfen werden kann und setzen Schutzmaßnahmen um.

Mehr Informationen:
www.bund-thueringen.de/gartenschlaefer
www.gartenschlaefer.de
biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/spurensuche-gartenschlaefer.html

Kontakt:
Anita Giermann, Projektkoordinatorin in Thüringen
Tel.: 0361/ 5550341
anita.giermann(at)bund.net

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